Erster Flugeindruck mit dem Aeros – Phantom


So. 12.02. 14.00 Uhr Ich stehe in Serrig meinem heimischen Lieblingsfluggebiet auf der Rampe, der Himmel ist zwar stark bewölkt aber genau vor uns ist ein großes Loch aus dem die Sonne in den Hang scheint. Der Wind bläst schwach von vorne, und 3 Flexis soaren knapp 50m über der Kante.
Problemlose Bedingungen um mal wieder ein bisschen Luft unter den Flügel zu bekommen.
Trotzdem hab ich ein mulmiges Gefühl in der Magengegend.
Grund ist eben der Flügel mit dem ich gleich in den schwachen Hangaufwind  starten will.
Es ist mein nagelneuer Aeros Phantom, den ich erst gestern bei Aeros Europe in Eisenach abgeholt habe.
Bereits 2004 nach der WM habe ich mit diesem superschönen Flügel geliebäugelt, ein paar Probeflüge gemacht und festgestellt, dass er deutlich wendiger als mein damaliger Atos V war, aber dafür auch schwieriger geradeaus zu Fliegen.
Mittlerweile bin ich, um auch mit meiner Holden zusammen abheben zu können, auf den noch trägeren Atos VX  umgestiegen.
Deshalb steigen jetzt Erinnerungen an meinen letzten Flexiflug, nach 2 Jahren purer Atosfliegerei in mir auf.
2 Stunden brauchte ich damals um bei idiotensicheren Soaringbedingungen soweit geradeaus Fliegen zu können, dass ich mich Landen traute.
Ich hoffe also, dass ich mich heute lange genug halten kann um mich soweit an den Flieger zu gewöhnen, dass er auch nach der Landung noch so schön ist wie jetzt.
Bei ca. 10 KM/h Gegenwind lässt sich der Vogel auf der Rampe vor dem Start problemlos kontrollieren. Der Start ist problemlos nach wenigen Schritten hebe ich ab ( da habe ich auch keine Probleme erwartet).
Dann sofort nach rechts an den Hang mit vorsichtigen Steuerbewegungen, habe ich mir vorher immer wieder eingebläut und es klappt auch besser als gedacht.
Ich fliege vorsichtig am Hang entlang und steige mit ca. 1m/s.
Ein Drachen kommt auf mich zu. Na ja, der muss ja ausweichen also kann ich schön im Aufwind bleiben denke ich.
Tja Pustekuchen, als wir noch ca. 50m voneinander entfernt sind merke ich, der weicht nicht aus. Also links rum. Natürlich vergesse ich dem Moment meinen Vorsatz von wegen zarte Steuerbewegungen. Im nächsten Moment steht die Kiste auf der Fläche und taucht nach links unten weg. Holla, ich hab zwar genug Luft nach unten aber so war’s nicht geplant. Nach einem kleinen Übersteuerer nach rechts hab ich die Kiste mit der bewährten Taktik fliegen lassen, zart steuern schnell wieder im Griff. Allerdings bin ich jetzt wieder unter der Hangkante. Ich ärgere mich kurz über den anderen Piloten, aber dann konzentriere ich mich wieder auf `s Fliegen und gehe zurück an den Hang.
Als ich eine in den Hangaufwind eingelagerte Thermik spüre, versuche ich noch mal steil einzukreisen um die Thermik zu nutzen. Wieder der gleiche Effekt. Der Vogel taucht über die kurveninnere Fläche ab. Nicht dramatisch aber statt zu Steigen verliere ich Höhe.
Ich beschränke mich also zunächst mal aufs Soaren und vermeide steile Kurven. Nachdem ich ca. 100m über der Hangkante bin erwische ich noch mal Thermik und es gelingt mir mit vorsichtigen Kreisen Höhe zu machen. Unter mir steigen 2 Atospiloten ein und ich befürchte das ich in Kürze ausgekurbelt werde da ich die beiden  kenne und weiß wie gut sie steigen.
Ich gebe also alles, versuche so feinfühlig wie möglich zu steuern und den Vogel in der schwachen, engen und nicht sehr gleichmäßigen Thermik so ruhig wie möglich zu fliegen. Das gelingt mir natürlich  noch nicht perfekt, aber es gelingt mir über den Atospiloten zu bleiben. Dabei habe ich den Eindruck, dass ich auf  eingelagerte stärkere Bläschen besser reagieren kann, weil sich der Vogel fast auf der Stelle wenden lässt.
Jetzt weiß ich warum Primoz  im Wettkampf bei zerrissenen Bärten nicht zu packen war.
Nachdem der Bart bei ca. 1100 NN zu Ende ist, fliege ich gegen den Wind zurück über die Kante.
Na ja, geradeaus ist anders, aber es ist nicht vergleichbar mit dem Eiertanz unter einem Flexi.
Da ich ja neugierig bin, muss ich jetzt natürlich die Querruderverstellung für den Schnellflug testen. Ein kurzer Zug am linken Seil, ungewohnt weil man mit der linken Hand ja noch nie VG oder Klappe gezogen hat und der Phantom macht seinem Namen Ehre. Die Basis kommt leicht nach hinten und die Trimmspeed steigt von 50 auf knapp 70km/h. Jetzt ist auch das Geradeausfliegen kein Problem mehr, der Phantom wird im Gegensatz zu den Flexis mit zunehmender Geschwindigkeit immer stabiler.
Ich würde jetzt gerne probieren was speedmäßig geht, aber meine eiskalten Finger die schon gefühllos werden weil es durch die nicht dicht abschließenden Fairings pfeift, halten mich davon ab.
Im nächsten Bart kurble ich alleine und kann mich ganz auf die meine Steuerbefehle und die Reaktionen der Fläche konzentrieren und plötzlich wird mir klar warum der Phantom bei starken Steuerausschlägen über die Fläche abtaucht.
Als alter Atos Pilot bin ich  gewöhnt, das bei einem starken Steuerausschlag durch die Spoilersteuerung entstehende aufrichtende Moment automatisch durch Ziehen zu kompensieren.
Beim querrudergesteuerten Phantom habe ich durch diesen Reflex das Abtauchen der Fläche selbst verursacht.
Ab sofort achte ich bei allen stärkeren Richtungswechseln peinlich darauf diesen Reflex zu unterdrücken und es klappt hervorragend, selbst ein aprupter Wechsel der Drehrichtung geht ohne jegliches Abtauchen.
Diese Erkenntnis verbessert meine Kurbelei noch mal deutlich und ich stelle fest, dass der Phantom einen einmal zentrierten Bart von selbst hält wenn er einigermaßen gleichmäßig ist.
Ich fühle mich mittlerweile schon richtig wohl unter dem Flügel und es macht mir Spaß eng mit anderen Piloten zu zentrieren.
Je weniger ich mich auf die Fläche konzentrieren muss, desto mehr spüre ich die Kälte. Ich bin einfach zu dünn angezogen. Nach über einer Stunde Flugzeit bin ich so durchgefroren, dass ich vor Kälte zittre.
Obwohl ich gerne weiterfliegen möchte entscheide ich zu landen, ich möchte nicht crashen weil ich steifgefroren bin.
Obwohl ich unsere ziemlich steile und dazu auch noch hängende Toplandewiese wähle, verläuft die Landung problemlos.
Ein kleiner Schlenker im Queranflug weil ich etwas hoch angesetzt habe ist fast nach Fleximanier möglich. Dann gebe ich mit gezogener Klappe ordentlich Gas, was 2 positive Effekte hat. Der Endanflug verläuft wie an der Schnur gezogen geradeaus und die Resthöhe wird sehr effektiv vernichtet.
Die eigentliche Landung ist absolut unspektakulär. Das Aufrichten klappt ohne Unruhe in den Vogel zu bringen und dann ist es quasi ein fließender Übergang . Ein kurzes Gleiten im Bodeneffekt, 2-3 Schritte ohne Rausdrücken und ich bin unten. Irritierend ist nur ein leichtes Schleifgeräusch der linken Fläche die beim letzten Schritt leicht in der hängenden Wiese aufsetzt.
Mist denke ich, bei dem gefrorenen Boden hab ich jetzt  bestimmt schon die ersten Kratzer im Winglet oder lackierten Wingtip. Aber beim Blick zur Fläche stelle ich erleichtert fest, dass das Aluröhrchen am Ende des Wingtips ein Aufsetzten der edlen Teile sicher verhindert.
Über das Ab- und Aufbauen bzw. die dafür notwendige Zeit möchte ich hier nicht viel sagen, da es sich erheblich von Flexis oder anderen Starren unterscheidet, aber ich glaube ein kurzes Video wäre für alle Starrflügelhersteller eine Überlegung wert.
Fazit: Ich bin echt begeistert und warte ungeduldig auf den nächsten Flug.

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